You and Me Psychology

Persönlichkeitsstörung und Narzisstische Typologie

Was ist eine Persönlichkeitsstörung?

Die Persönlichkeit gestattet es, zu funktionieren, zu wachsen und sich an das Leben anzupassen. Bei Menschen mit starrer und unflexibler Persönlichkeit findet keine Entwicklung statt. Sie haben somit nicht die Möglichkeit kreativ und unabhängig auf Herausforderungen zu reagieren.

Statt anpassungsförderliche Persönlichkeitsstile herauszubilden, entstehen bei diesen Menschen Persönlichkeitsstörungen. Die Unterscheidung zwischen Persönlichkeitsstil, -akzentuierung und -störung ist definiert durch die Stärke der Ausprägung.

Im Rahmen von modernen psychiatrische Diagnoseverfahren liegt eine psychische Störung nur vor, wenn folgende Merkmale zutreffen:

  • Muster besteht über längeren Zeitraum bzgl.
  • des Denkens, Verhaltens, Wahrnehmens und Fühlens
  • Muster ist durchgängig unflexibel und wenig angepasst
  • wesentliche Beeinträchtigungen der sozialen oder beruflichen Funktionsfähigkeit
  • Leiden der Betroffenen, d.h. die Persönlichkeit führt zu gravierenden subjektiven Beschwerden

Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS)

Neben der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (im folgenden NPS) werden noch weitere klassifiziert, wie zum Beispiel

  • Paranoide
  • Schizoide
  • Emotional instabile (Borderline-Typ)
  • Zwanghafte
  • ……
    (mehr Informationen finden Sie z.B. hier)

Die Verbreitung der NPS wird je nach Quelle auf ein bis vier Prozent der Bevölkerung beziffert. 75% davon sind Männer. Man kann jedoch insgesamt von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen, da Menschen mit einer NPS nicht oder nur in besonderen Krisensituationen zum Therapeuten gehen.

Augenblicklich geht die Fachwelt von drei NPS-Typen aus, die aktuelle auf wissenschaftliche Forschungen zurückgehen.

Es gibt verschiedene Ausprägungen und Stärken von narzisstischen Tendenzen, die in einem Kontinuum verlaufen. Bei einer schwachen Ausprägung spricht man noch von einem Persönlichkeitsstil. Die NPS ist die stärkste Form der Ausprägungsstufen.

Grundproblem ist eine gestörte Selbstwertregulierung

Unser Selbstwert verkörpert ein überaus reaktionsbereites System, das ständig bemüht ist, unsere Selbsteinschätzung und unser Verhalten, an aktuelle Gegebenheiten und Belastungen anzupassen. Auf diese Art schützen wir uns vor unberechtigten Selbstüberschätzungen, die zu problematischen Folgen führen würden.

Andererseits reagiert unser Selbstwertgefühl auf Wahrnehmung von Kritik und Ablehnung und verhindert dann durch entsprechende Anpassungsleistungen weitere Niederlagen und Entwertungen. Ist die funktionsfähig dieses reaktiven System gestört, hier pathologisch narzisstisch, werden als Lösung andere Erlebens- und Verhaltensmuster eingesetzt, die unverwundbar machen.


Grandios-maligner, offener Typus („klassischer Typ“)

Das Wort „maligne“ (lat. malignus = bösartig) beschreibt die Ausprägungen des Verhaltens als Folge einer Kombination aus Narzissmus, Aggression, Paranoia und antisozialem Verhalten. Fühlen sich solche Personen in ihrer Großartigkeit nicht genügend gewürdigt schmieden sie Rachepläne. Durch ihre paranoide Tendenz stufen sie Mitmenschen schnell als Feinde ein, auch wenn die Ablehnung nicht real ist. In sozialen Situationen zeigt sich eine verminderte Anpassungsfähigkeit, erkennbarer Empathie-Mangel und eine Tendenz zu Aggressionen und Tobsuchtsanfällen

Auftretenden Verhaltensweisen sind vornehmlich …

  • extrovertiert
  • egoistisch
  • selbstherrlich
  • arrogant
  • vermindert empathisch

Vulnerabel-fragiler, verdeckter Typus

Das durch depressive Stimmungen, Ängstlichkeit und Scham geprägte Verhalten von vulnerabel-fragilen Narzissten erscheinen diese zunächst als untypisch. Der Narzissmus ist sozusagen „verdeckt“. Menschen mit diesem Typus sind sehr sensibel für Kritik und Misserfolge und meiden daher soziale Situationen. Sie haben auch große Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen. Die Betroffenen suchen häufiger als die anderen Typen therapeutische Hilfe aufgrund von psychischen Problemen.

Auftretenden Verhaltensweisen sind vornehmlich …

  • selbst-unsicher
  • depressiv
  • sozial vermeidend
  • häufiges Phantasieren über Erfolg

Hoch funktionaler, exhibitionistischer Typus

Der exhibitionistische Typus stellt seine Großartigkeit gern öffentlich heraus. Dadurch zieht er die benötigte Aufmerksamkeit und Anerkennung auf sich. Dabei wirkt sein Auftreten sehr selbstbewusst, doch auch arrogant und kühl für Außenstehende. Diese Form wird auch als „offener Narzissmus“ bezeichnet. Das Problem der fragile Selbstwertregulation tritt meist erst bei beruflichen Misserfolgen oder privaten Trennungssituationen zu Tage.

Auftretenden Verhaltensweisen sind vornehmlich …

  • extrovertiert
  • leistungsorientiert
  • häufig beruflich erfolgreich
  • kein oder wenig Leidensdruck

Die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Typen sind fließend. Menschen mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung können je nach Kontext zwischen grandiosem Auftreten und Anzeichen von Depression oder Ängstlichkeit schwanken. Möglicherweise sind die beschriebenen Typen Facetten ein und derselben Störung. Die Forschung befindet sich diesbezüglich noch am Anfang.

Besonders schwerwiegend ist ein Fall, wenn bei einer Person gleichzeitig verschiedene psychische Erkrankungen auftreten. Man spricht dann von Komorbidität. NPS zusammen mit einer Paranoiden Persönlichkeitsstörung führt zu außergewöhnlich schweren Störungen, die für den Betroffenen und sein Umfeld sehr schwer zu ertragen sind.